
CNC‑Bohren in Metall & Kunststoff: Herausforderungen & Lösungen
Das CNC‑Bohren ist ein unverzichtbares Fertigungsverfahren in der modernen Industrie – besonders bei der Bearbeitung von Metall- und Kunststoffwerkstoffen. Ob in der Serienfertigung oder bei hochpräzisen Einzelanfertigungen: Ohne exakte Bohrungen funktioniert kaum ein Bauteil. Doch je nach Material gibt es ganz spezifische Herausforderungen. In diesem Beitrag beleuchten wir die Unterschiede beim CNC‑Bohren von Metallen und Kunststoffen, zeigen typische Probleme auf und bieten praxisorientierte Lösungen.
Grundlagen des CNC‑Bohrens
Typische Anwendungen:
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Metallverarbeitung: Maschinenbau, Fahrzeugtechnik, Luft- & Raumfahrt
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Kunststoffbearbeitung: Medizintechnik, Elektronikgehäuse, Konsumgüter
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Kombinationen: Baugruppen mit Hybridmaterialien (z. B. Metall-Kunststoff)
Materialtechnologien: Metall vs. Kunststoff
Metalle
Härte und Festigkeit: höhere Schnittkräfte erforderlich
Wärmeleitfähigkeit: gute Ableitung, aber hohe Reibung erzeugt dennoch Hitze
Späne: schwer, dick, erfordern effiziente Spanabfuhr
Kunststoffe
Geringe Wärmeleitfähigkeit: neigen zum Aufschmelzen
Elastizität: Rückfederung beeinflusst Maßhaltigkeit
Empfindlichkeit: z. B. gegen Hitze, Feuchtigkeit, Faserausrichtung
Typische Herausforderungen beim CNC‑Bohren
In Metall:
Werkzeugverschleiß: durch hohe Härte des Materials
Temperaturentwicklung: kann Maßhaltigkeit beeinträchtigen
Spanprobleme: unzureichende Abfuhr führt zu Blockaden
Vibrationen: bei dünnwandigen Teilen oder hohen Drehzahlen
Verzug: durch interne Spannungen nach dem Bohren
In Kunststoff:
Aufschmelzen: durch Hitzeentwicklung am Bohrer
Faserauszugsprobleme: bei faserverstärkten Kunststoffen
Rückfederung: Lochdurchmesser wird kleiner als geplant
Mikrorisse: bei spröden Thermoplasten
Delamination: bei mehrlagigen Verbundwerkstoffen
Lösungsansätze & Best Practices
1. Werkzeugwahl
Metall: Hartmetall, TiAlN-beschichtete Werkzeuge
Kunststoff: extrem scharfe Schneiden, polierte Oberflächen
Geometrie: angepasster Spitzenwinkel, Spanwinkel, Freiwinkel
2. Schnittparameter
Drehzahl & Vorschub: je nach Werkstoff feinjustieren
Kunststoff: hohe Drehzahl + geringer Vorschub → saubere Schnitte
Metall: moderate Drehzahlen + effiziente Kühlung
3. Kühlung & Spanabfuhr
Innenkühlung: bei tiefen Bohrungen in Metall
Luft oder Minimalmengenschmierung: bei temperaturempfindlichen Kunststoffen
Spanbrüche fördern: durch Bohrzyklen und Rückzugstechniken
4. Spanntechnik
Metall: feste Einspannung mit vibrationsdämpfender Unterlage
Kunststoff: gleichmäßige Spannkraft → Verformungen vermeiden
Kombination: flexibles Spannen, z. B. mit Formeinsätzen
5. Prozessüberwachung
Sensorik: für Temperatur, Drehmoment und Vibration
Automatisierte Korrekturen: bei Werkzeugverschleiß oder Maßabweichung
Datenerfassung: zur Prozessoptimierung und Qualitätsnachweis
6. Qualitätssicherung
Nachbearbeitung: Entgraten, Reiben, Senken
Messung: Koordinatenmessmaschinen, optische Systeme
Dokumentation: für Rückverfolgbarkeit und Kundenqualität
Praxisbeispiele
Fall 1 – CNC-Bohren in Aluminium:
Problem: Gratbildung bei hoher Schnittgeschwindigkeit
Lösung: Reduzierung der Drehzahl + Verwendung eines beschichteten Bohrers
Ergebnis: Sauberere Kanten, kein Nacharbeiten notwendig
Fall 2 – Bohren in glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK):
Problem: Delamination und Faserauszüge
Lösung: Spezialbohrer mit scharfer Spitze + minimalem Vorschub
Ergebnis: Maßhaltige Bohrung ohne Strukturschäden
Zukunft & Trends im CNC‑Bohren
Adaptive Bohrstrategien mit KI: automatische Anpassung der Parameter in Echtzeit
Tool-Wear-Sensorik: längere Standzeiten durch präventive Wartung
Neue Werkstoffe: hybridverbundene Materialien stellen neue Anforderungen
Additive Fertigung + CNC: Kombinationen für optimale Bohrpräzision